Serie 41 »wünsch’ dir was«
Oft kamen Menschen in meinen Laden, öffneten vorsichtig kleine Schatullen und zeigten mir Schätze, von denen sie hofften, dass ich sie eingießen und zu Schmuck verarbeiten würde. »Ich fertige nicht auf Bestellung«, habe ich jahrelang geantwortet und die Menschen wieder weg geschickt. / Nur einmal wage ich, die Lieblingsstücke anderer einzugießen, rufe laut »wünsch’ dir was« und gehe dabei das Risiko ein, dass es nicht so wird, wie man denkt. / Jetzt heißt es aufpassen. Aufpassen auf den spitzen Milchzahn der einzigen Tochter, den diese über 15 Jahre lang aufgehoben hat. Auf einen anderen Milchzahn vom kleinen weiß-schwarzen Hund, dessen Besitzerin mir morgens über den Weg läuft. / Die Fundstücke aus dem Meer müssen vorsichtig ins Harz gelegt werden und ebenso zarte in Schweden gepflückte Blümchen; so klein, dass sie auf meinem Werktisch fast verschwinden. / Etwas unkomplizierter ist die Joggerin, die in Wirklichkeit Marathon läuft und ihren Mann damit so sehr beeindruckt, dass er ihr diesen Ring schenkt. Beschenkt wird auch eine Freundin aus ganz besonderem Anlass mit dem hellgrünen Sämann. Eine Nichte bekommt den Anhänger passend zu ihrem »hülsen«-Ring. / Gänzlich überraschend: der Microchip. Das technische Teil aus dem Innenleben unserer Computer entpuppt sich im Harz als wahre Schönheit. / Ich danke allen, die wagten, mir zu vertrauen.